In weniger als einem halben Jahr Bauzeit ist im Malteser Krankenhaus St. Hildegardis eine der modernsten Notaufnahmen der Region entstanden: Nicht nur neue Räumlichkeiten, sondern auch innovative Strukturen und ein modernes Notfallmanagement sorgen dafür, dass Menschen in medizinischen Notsituationen eine bestmögliche Versorgung erhalten. Die neue Notaufnahme und ein ebenfalls neuer "intensivierter Überwachungsbereich" wurden am 27. November 2018 feierlich durch Dompropst Prälat Gerd Bachner eingesegnet.
International bewährt: offenes Raumkonzept
Die offensichtlichste Neuerung ist das Raumkonzept der Notaufnahme: "Wo vorher mehrere kleine Räume waren, ist nun ein großer offener Bereich. Dieses offene Raumkonzept hat sich in der Notfallmedizin international bewährt", erklärt Krankenhaus-Geschäftsführer Carsten Jochum das vollkommen veränderte Erscheinungsbild. Mit flexiblen Raumteilern und einem speziellen Vorhangsystem wird die Privatsphäre der Notfallpatienten selbstverständlich trotzdem gewahrt.
"Der große Gewinn dieses Konzeptes ist mehr Patientensicherheit. Jeder, Patient wird zu jeder Zeit medizinisch wahrgenommen, Ärzte und Pflegekräfte haben ihn immer im Blick. Ein weiterer großer Vorteil des offenen Raumkonzeptes ist, dass die Patienten mitbekommen, was um sie herum geschieht", erklärt Dr. Tim Flasbeck. Er verantwortet die Neukonzeption der Notfallmedizin in den deutschen Malteser Krankenhäusern und bringt internationale Erfahrung, beispielsweise aus Beratertätigkeiten mit.
Basis modernen Notfallmanagements: Triage
In der neuen Notaufnahme mit 11 Monitor-Behandlungsplätzen sind aber nicht nur die Räumlichkeiten komplett neu. Auch die Strukturen sind vollständig erneuert: Bereits vor dem großen Umbau wurden alle Mitarbeiter der Notaufnahme unter anderem in der so genannten ESI Triage (Emergency Severity Index) geschult, die die Ersteinschätzung der Notfallpatienten strukturiert festlegt. Symptome, Vitalzeichen und weitere Faktoren werden bei der Aufnahme erfasst und entsprechend des Index in eine Triage-Stufe von 1 bis 5 umgewandelt. Diese legt fest, mit welcher Dringlichkeit und in welchem Zeitraumen ein Arzt sich um den Patienten kümmern muss.
Dreh- und Angelpunkt der Notfallversorgung: der Notaufnahme-Koordinator
Durchgeführt wird die Triage von einer neu geschaffenen, zentralen Position: dem Koordinator der Notaufnahme. Alle Patienten werden direkt bei ihrer Ankunft von ihm ersteingeschätzt und anschließend einem Pflegebereich zugeteilt. Diese Zuteilung und alle weitere Kommunikation zwischen Ärzten und Pflegekräften funktioniert nonverbal über ein Anzeigesystem. "Damit gewährleisten wir, dass Arbeitsschritte in Ruhe zu Ende durchgeführt werden können. Rücksprachen, zugerufene Anweisungen, telefonische Nachfragen - all diese Zeitfresser sind mit der nonverbalen Kommunikation über dieses Instrument Vergangenheit", erklärt Dr. Tim Flasbeck.
Bis zu 8 Kilometer weniger Strecke - pro Pflegekraft
Die neu geschaffene Funktion des Koordinators hat einen weiteren Vorteil: Pflegekräfte müssen ihre Pflegebereiche nicht mehr verlassen. Sie haben einen festen Zuständigkeitsbereich, in dem sie mit mobilen Pflegewagen arbeiten. "In Notaufnahmen laufen Pflegekräfte durchschnittlich 8 bis 12 Kilometer pro Schicht. Das sind umgerechnet 3 bis 4 Stunden, die die Pflegekraft sich nicht um Patienten kümmern kann. Diese Zeit machen wir durch unser Konzept wieder verfügbar, so dass sie wieder in die pflegerische Betreuung fließt", so Flasbeck.
Vorteile für Menschen in medizinischen Notfällen
Von den räumlichen und strukturellen Neuerungen profitieren Menschen in Notfallsituationen: "Für die Patienten, die im Notfall zu uns kommen, ist der Ablauf transparenter, sie werden in einer freundlichen Atmosphäre empfangen, von speziell ausgebildetem Personal betreut und haben signifikant kürzere Wartezeiten", erläutert Dr. Thorsten Winters die Vorteile für Patienten. Er ist ärztlicher Leiter der neuen Notaufnahme und kann nach den ersten Wochen in den neuen Räumlichkeiten von positive Erfahrungen berichten: "Die Versorgungsqualität in der Notaufnahme ist eindeutig gestiegen und auch die Patienten geben uns ein positives Feedback. Dass die Zahl der Notfallpatienten seit dem Spätsommer, also nach Fertigstellung des ersten Bauabschnitts, angestiegen ist, zeigt uns, dass wir die richtigen Maßnahmen umsetzen.
Nach der Notaufnahme: flexible Übernahme durch Einrichtung eines intensivierten Überwachungsbereichs
Da die akutmedizinische Versorgung über die ambulante Versorgung von Notfallpatienten hinausgeht, ist im Malteser Krankenhaus St. Hildegardis zeitgleich zur Inbetriebnahme der neuen Notaufnahme eine weitere Neuerung umgesetzt worden: Angeschlossen an die Intensivstation wurde im Oktober ein "intensivierter Überwachungsbereich" mit acht Betten eröffnet. Hier können seither Menschen betreut werden, die eine intensive Überwachung, aber keine intensivmedizinische Versorgung benötigen, beispielsweise Menschen mit Vorhofflimmern. "Dieser Überwachungsbereich gibt uns die Möglichkeit, Patienten mit bestimmten Symptomen engmaschig zu überwachen ohne die knappen Plätze auf der Intensivstation zu beanspruchen. Damit gestalten wir die Übernahme aus der Notaufnahme flexibler und können Menschen in Notsituationen bedarfsgerecht betreuen ohne Engpässe zu riskieren", erklärt Dr. Thorsten Winters den Zusammenhang.